Alles ist anders

Im Unterschied zu unserer letzten Reise durch Nordamerika, für drei Monate mit dem Wohnmobil, geht unsere Tochter jetzt überall mit ihren Brüdern alleine hin. Auf den Spielplatz, zur Toilette, Zähneputzen, Wasser holen oder in den Kiosk. Während unserer diesjährigen, sechswöchigen Reise mit dem Pkw, übernachten wir im Zelt. Die große Schwester liest ihren Brüdern unterwegs vor. Sie buchstabiert überhaupt alles, was sie sieht. Und sie spricht Englisch! Unsere Jungs fahren Laufrad. Ihre Schwester ist auf dem Skateboard unterwegs. Wir spielen zu fünft Fußball. Die Kinder wandern selbst, etwa drei bis sieben Kilometer. Die Zwillinge trinken nachts nicht mehr literweise Milch und schlafen durch. Ein Mittagsschläfchen brauchen sie auch nicht mehr…
Wir haben in diesem Urlaub leider keinen Kühlschrank an Board, so wie beim letzten Mal, in unserem Haus auf Rädern. Also kaufen wir eine Kühlbox so groß, dass wir locker eines unserer Kinder darin verschwinden lassen könnten – falls nötig! An jeder Tankstelle und im Supermarkt gibt es Eis dafür. Wir erstehen die Kübo für 50 und nicht für 200 Euro, wie in Deutschland. Die Kühlbox verschwindet locker im Auto und lässt die Bezeichnung „Mini-Van“ lächerlich klingen. Ein Moskitozelt kaufen wir ebenfalls, da wir während unserer zweiten Tour durch Nordamerika, nicht wieder gemütlich drinnen sitzen können. Wir MÜSSEN immer draußen, zusammen mit den Mücken sitzen. Das Moskitozelt passt über eine komplette Tischbank, die zu jeder Campsite, in allen Nationalparks gehört. So ein Zelt gibt es selbst beim führenden Outdoorausrüster Hamburgs nicht.
Insgesamt war ich vier Mal in den USA und zwei Mal in Kanada. Dreimal an der Ostküste, einmal im Westen, zwei Mal in New York. Jedes Mal war es ganz anders… Ich war als Studentin, als Paar und als Familie, mit drei Kindern dort. Zeltend, im Wohnmobil, im Motel, im Hostel und Freunde besuchen. Ich habe mir Städte angeguckt, bin in Nationalparks und in den Bergen gewandert sowie im Meer geschwommen. Ich habe den Frühling erlebt, den Sommer und den Herbst… Was mir am besten gefiel?
New York ist für mich immer noch eine der coolsten Städte! Es ist die Welt in klein! Alles was es auf diesem Planeten gibt, ist in dieser City zusammengeballt. Menschen sind so arm, wie in Afrika im Slum und so reich in Manhattan, wie nirgendwo sonst. Buddhisten laufen im Mönchsgewand auf der Straße, ebenso Juden mit Schläfenlocken oder Kreative mit Dreadlocks im schwarzen Armani-Anzug. Straßenmusiker spielen besser als Deutschlands Top 50 Singer-Songwriter…
In den Nationalparks muss man übernachten! Wer sich’s leisten kann im Mobilhome! Die Preise liegen allerdings in der Hauptsaison, mit Campingsplatzgebühren, locker bei rund 250 Euro pro Tag! Es kann nachts empfindlich kalt sein in Kanada, selbst im Hochsommer. Zugleich gibt es an der Ostküste der USA extreme Hitzeperioden, mit Schwüle, die wir bisher nur aus den Tropen kannten. Unseren Kindern hat das Wohnmobil besser gefallen. Sie liebten das kleine Haus auf Rädern, mit Küche, Dusche und Toilette. Wir Erwachsene haben im Zelt nicht schlechter geschlafen. Beim Campen stört mich am meisten die Enge auf den Plätzen in der Hochsaison und das Nutzen der Sanitären Anlagen. Aber das blieb uns auch mit dem Wohnmobil nicht erspart…
Unbedingt empfiehlt es sich zu wandern! Neben New York ist die Natur für mich das Schönste, was Nordamerika zu bieten hat! Ich finde sie beeindruckender als in Europa, weil sie freier, wilder, unberührter, größer und einsamer ist… Doch auch hier finden sich Spuren der Zerstörung. Pro MINUTE gehen der ganzen Welt eine Fläche Wald, in der Größe von 35 Fußballfeldern verloren! Illegaler Holzschlag, Brandrodung oder Umwandlung in Agrarland sind die Hauptursachen. Das rapide Waldsterben an der Westküste der USA führen Biologen jedoch auf die globale Erwärmung zurück. Diese verringert den Schneefall, führt zu einer früheren Schmelze und einer längeren Trockenheit im Sommer. Die Stressfaktoren schwächen die Bäume. Sie sind anfälliger für Insekten und Krankheiten. In jüngster Zeit gab es im Westen der USA gehäuft Borkenkäfer-Befall. In den letzten 30 Jahren starben dort doppelt so viele Bäume. Der Riesenmammutbaum ist eine vom Aussterben bedrohte Art. Der „General Sherman Tree“ ist der größte lebende Baum der Erde. Sein Alter wird auf etwa 1900 bis 2500 Jahre geschätzt. An seinem Stamm zu lehnen erfüllt mit Demut… Mögen unsere Kinder noch an seinem Fuße staunen können!
West- oder Ostküste? Mit Kindern Ostküste, da die Möglichkeiten zum Baden besser sind! Für alle anderen lieber den wilden Westen…
Leben? In Europa! Politik, Gesundheitswesen und Ausbildung gehen in den USA gar nicht!
Aber am besten: eigene Erfahrungen sammeln! In diesem Sinne: Go West!