Kindermund tut Wahrheit kund und…

…fährt Ski

Wir fahren fast jedes Jahr im Winter Ski. Ich liebe die völlig unverbrauchte Natur und Einsamkeit Dalarnas, in Mittelschweden. Anstrengung und Kälte erschöpfen angenehm. Anschließend wärmen wir uns am Feuer im Kanonenofen unserer Hütte. Jede Tour ist ein kleines Abenteuer! Als wir unsere Tochter zum ersten Mal mitnehmen, ist sie ein Jahr alt. Wir packen sie in einen Lammfellsack, kleiden sie von Kopf bis Fuß in Daune und Wolle, dann setzen wir sie mit einer Wärmflasche in einen Pulk. Das ist ein Schlitten, ohne Kufen, der direkt auf dem Schnee liegt. In seiner knallroten Farbe sieht er eher aus wie ein Kajak. Vorne verfügt er über eine große, getönte Windschutzscheibe. Dann schnallt Mama sich ein Gestänge um den Bauch, wie einen Gurt beim Wanderrucksack. Ab geht’s!

Da der Vater meines Liebsten ihn und seine Schwester ebenfalls bereits als Kleinkinder auf diese Weise durch das Fjäll zog, ist es für meinen Mann die natürlichste Sache der Welt. Er fetzt die Abfahrten, die wir uns phasenweise mit den Alpin-Skifahrern in Sälen teilen, nur so herunter. Mir ist ganz schlecht. Unsere Tochter findet’s zum Glück auch nicht besonders toll, so dass der Spuk bald sein Ende findet. Die nächsten Tage fahren wir wieder die einsamen Strecken in der Nähe unserer Hütte. Wir haben Mini-Skier für unsere Kleine gekauft. In die Bindung kann sie mit ihren normalen Winterstiefeln schlüpfen. Aber sie rutscht damit nur ein paar Meter vorwärts. Fortan möchte sie, dass Mama sie zieht. Puh…
Einen Winter darauf, kann sie mit zwei Jahren, schon kleine Strecken selber laufen. Inzwischen haben wir einen Fahrradanhänger gekauft, ihn mit Kufen versehen und ein Gestänge besorgt. Das schnalle ich mir um den Bauch. Diese Variante ist wesentlich komfortabler für unsere Tochter, da wir bei Schnee oder Wind einfach das Verdeck schließen können. Für mich ist der Anhänger auch leichter zu ziehen. Der Pulk ist allerdings für größere Kinder oder Tagestouren die bessere Wahl. Er schafft jede Expedition spielend, selbst mit Gepäck. Als unsere Tochter fünf Jahre alt ist, bekommt sie richtige Rennskier. In Schweden gibt es, wie so häufig, eine soziale und für alle vertretbare Lösung: Wir kaufen einmal eine neue komplette Ski-Ausrüstung. Alle darauf folgenden Jahre können wir sie gegen eine Gebrauchte tauschen. So dass wir jedes Jahr eine passende Größe erhalten. Die Sachen sind neuwertig und die Wartung übernimmt der Sportausrüster gegen eine kleine Gebühr. Unsere Tochter läuft inzwischen kurze Touren. Unsere Jungs sitzen im Anhänger. Mit sechs Jahren ist unsere Kleine richtig schnell und sie hat Ambitionen: „Papa, wann können wir mal eine richtige Tageswanderung unternehmen?“ Mir sagt sie: „Mama, wenn du Biathlon trainierst, will ich das auch!“ Und tatsächlich nehmen die schwedischen Kinder bereits im Grundschulalter, im Olympiastadion der nächstgelegen Stadt, am Biathlon-Training teil. Aber das ist noch nicht alles, sie fragt: „Papa, können wir irgendwann auch mal eine Übernachtungstour von Hütte zu Hütte und mit Wanderrucksack laufen, so wie du mit Opa?“ Ich fange dann am besten schon mal mit dem Training an!

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