Kindermund tut Wahrheit kund oder…

…imkert

„Ich bin im Bienenwald“, rufen meine Kinder, wenn sie sich in den hintersten Teil unseres Gartens zurückziehen. Dort stehen rund 50 Jahre alte Rubinien, ein Walnussbaum sowie Nadelgehölze. Es mutet tatsächlich an ein Wäldchen an und deshalb stehen dort unsere Bienenstöcke. Zu dieser Jahreszeit summt und brummt es bereits richtig. Imkern ist gerade en vogue, besonders in Berlin und Hamburg. Es gilt dem gestressten Hipster als moderne Variante des Yogas. Bei uns ist es immer mit sehr viel Radau verbunden. Unsere Tochter imkert seit sie drei Jahre alt ist und hat bereits ihr eigenes Volk. In voller Stärke umfasst es 60.000 Bienen. Sie besitzt einen Anzug mit Schleier, dazu Handschuhe aus Vollleder, durch welche die Wächterbienen nur schwer stechen können. Doch sie imkert ohnehin sehr umsichtig und sagt: „Papa, ich weiß nicht, warum’s dich ständig erwischt, mich hat noch nie eine Biene gestochen!“ Pflegebienen und Sammlerinnen stechen auch nicht, nur diejenigen, die den Stock bewachen. Sie zündet einen Smoker mit Hanfgras an. Der Rauch bedeutet Waldbrand für die Tiere und sie ziehen sich in ihre Beuten zurück, auch die Wächter. Wir imkern nach Bioland-Richtlinien und dazu zählt, dass die Stöcke nur aus natürlichem Holz sind. Das ist leider sehr schwer und die Beuten kann unsere Tochter nicht alleine öffnen. Mit ihrem Imker-Meißel löst sie aber die Rähmchen aus der Beute. Dann sieht sie ihr Volk durch: Wo ist die Königin? Legt sie fleißig Eier? Gibt es ausreichend Brut? Gibt es Weiselzellen zu entfernen, mit Hilfe dessen sich das Volk eine neue Königin züchten möchte und mit ihr zusammen ausschwärmen würde? Ist genug Honig für die Brut vorhanden? Ein besonderer Höhepunkt ist natürlich das Schleudern um Stankt Johanni herum, am 24. Juni. Die vollen und mit Wachs verdeckelten Honigwaben hebelt meine Kleine mit einer Art Gabel auf und entfernt so das Wachs. Dann kommen die Waben in die Honigschleuder. Anschließend kurbelt sie kräftig. Jetzt kommt der große Moment: Goldgelber Honig fließt träge in einen Eimer. Rund 30 Kilo ernten wir jährlich auf diese Weise. Der früh geschleuderter Sommerhonig, ist hell und mild im Geschmack. Ende Juli können wir dunkeln Waldhonig ernten, der sehr herzhaft schmeckt. Wir füllen den Honig in Gläser und verkaufen ihn im Bekanntenkreis. Die Kinder sind unglaublich stolz auf diese Einnahmen und sagen: „Von dem Honiggeld kaufen wir nur Sachen für unsere Bienen!“

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