Sechs Wochen Zelten in Nordamerika mit drei Kindern

Sommerferien können verdammt lang, anstrengend und phasenweise die Hölle sein! Zumindest, wenn ich sie volle sechs Wochen gemeinsam mit meinen drei Kindern im Zelt verbringe… „Mama, es ist schon wieder in die Hose gegangen. Der Weg zum Klohaus ist zu lang!“, schreit mein einer Sohn mehrmals täglich. Die Unterhosen schmeiße ich weg, da gibt’s nichts mehr zu retten. Den Gang zum Plumpsklo schieben meine Lütten so lange wie möglich auf und der Kommentar: „Es riecht nach Pferd!“, ist noch geschmeichelt… „Iiiiiiiihhhh, eine Kakerlake, so groß wie meine Hand, ist mir unter der Tischbank übern Fuß gelaufen!“, quiekt meine Tochter. Ich ekel mich auch, versuche aber zu beschönigen: „Ja, Schatz, wir sind hier halt mitten in der Natur.“ Da plärrt es bereits wieder aus der anderen Richtung: „Aua, du sollst mir nicht immer mit der Luftpumpe auf den Kopf hauen! Ich will nicht schon wieder an der Zeltaußenwand schlafen! Da stechen mich die Mücken immer blutig!“
Dabei wer der Flug diesmal wirklich easy: Drei Stunden bis Reykjavik, ich lese mit den Kids. Umsteigen und noch mal sechs Stunden bis Bosten, die Lütten pennen. Einreisen am Boston Logan International Airport. Das ist die enspannteste meiner insgesamt vier Varianten, die ich in die USA hatte (L.A. am Flughafen, dauerte ewig und die Grenzbeamten waren maximal unfreundlich. New York war langwierig. Aus Kanada über den Landweg, war eine Zumutung, wenn gleich wir sie erwarteten). Jetzt in Boston gehen wir einfach so durch. Der Grenzer ist nett und eh wir begreifen, dass wir gerade einreisen, ist’s auch schon vorbei. Zehn Stunden Autofahrt und wir stranden an Kanadas Ostküste. Unterwegs stoppen wir im Acadia Nationalpark. Wir holen die Fahrt auf den Cadilac Mountain nach, den höchsten Berg an Amerikas Ostküste. Mit dem Wohnmobil war sie uns letztes Jahr verboten. Regentag – wir in bunten Jacken on the top of the mountain: aussichtslos!
Im Kouchibouguac Nationalpark gibt es noch Wildnis mit Bären und Elchen. Der Wald riecht harzig, moderig, würzig. Moose und Flechten bedecken Steine. „Trollhaar“ hängt dicht von Nadelbäumen. Es gibt einen traumhaft schönen Strand mit riesigen Dünen. Wir fahren Kanu und Kajak auf dem „Fluß der langen Gezeiten“. Zum Einstieg zelten wir bequem im oTENTik. Das ist ausgerüstet mit Feldbetten, Eßtisch und –stühlen sowie einem extra Kochzelt mit Grill, Gasherd, Töpfen und Geschirr. Allerdings ist es auch fast so teuer wie ein Motel. Es ist die unterste Kategorie einer Eco-Lodge, die sanitären Einrichtungen teilen wir uns jedoch mit allen anderen… Am Zelten gefällt uns besser, dass wir über einen Pkw verfügen, mit dem wir deutlich mobiler sind, als mit dem Wohnmobil. Ein Teil der Familie kann mal alleine auf dem Campingplatz bleiben, da nicht wie beim Wohnmobil gleich das ganze „Haus“ mit allem drum und dran fehlt. Wir sind 24 Stunden am Tag an der frischen Luft. Wir kommen viel häufiger mit anderen ins Gespräch, weil wir ja immer draußen sitzen. Der entscheidendste Faktor ist natürlich der Preis! Der Mietwagen kostet nur ein Viertel gegenüber dem Wohnmobil! Damit reißt Essen gehen oder mal spontan ein teurer Ausflug nicht gleich eine riesige Finanzlücke. Der Pkw fährt sich auch viel besser! Die geräumige Limousine, bewege ich wie mein Auto zu Hause. Auf der Rückbank sitze ich wie in einer Stretchlimo. Unser üppiges Gepäck verschwindet lässig im Innenraum. Wir kommen 20 bis 30 Prozent schneller voran und sparen fast die Hälfte an Benzinkosten. Wir finden überall einen Parkplatz und können auch in Städte fahren. Insgesamt sind wir mit Zelt und Pkw flexibler, mobiler und dabei deutlich günstiger. Wir unterhalten uns abends am Lagerfeuer mit einer Familie aus Toronto, die wie wir, auch drei Kinder hat und letztes Jahr ebenfalls mit dem Wohnmobil unterwegs war. Dieses Jahr übernachten sie nur in oTENTiks und brausen mit dem Sportwagen. Sie sagt: „Ich bin gar nicht mit dem Wohnmobil gefahren, weil ich es mir nicht zugetraut habe. Ich fand das Campen damit sehr romantisch und den Kindern gefiel es natürlich super gut!“ Er berichtet: „Ich hatte das Gefühl, die ganze Zeit nur mit dem Wohnmobil beschäftigt zu sein! Gas nachfüllen, Wasser ablassen, Frischwasser auffüllen, Tanken und Strom aufladen. Beim Fahren ständig darauf achten, das Auto auf der Straße zu halten, wegen der Überbreite. Wir haben nie einen Parkplatz vorm Restaurant gefunden. Ich habe mich gefühlt wie ein Trucker! Für mich war das nix!“
Aber für unsere Kinder steht fest: „Nächstes Jahr sparen wir Geld und verbringen den Sommer in Schweden. Dann können wir übernächstes Jahr wieder nach Kanada fliegen und uns ein Wohnmobil mieten. Wir unterstützen euch auch und geben unser ganzes Taschengeld dazu. Dann können wir uns das leisten!“