Cape Breton Highlands – willkommen im Club!

Den Cape-Breton-Highland-Nationalpark ließen wir bei unserer Nordamerika-Reise im letzten Jahr aus. Er liegt auf einer Insel kurz vor Neufundland und wir dachten, dass wir eher mal nach Schottland fahren… Jetzt sind wir dort! In Deutschland sind die Highlands sehr beliebt. Es finden sich zahlreiche deutsche Auswanderer und Freaks. Die Landschaft zieht in ihren Bann, mit Fjorden, dem Hochland und Wildlife, inklusive Bären, Elchen oder Weißkopfseeadlern. Witzig, auf Cape Breton sind die Regeln teilweise verdreht: Touristen wandern in eingezäunten Gebieten und Elche laufen in der freien Wildbahn!
Auf Cape Breton gibt es tolle Wanderwege, wie den Middle Head Trail. Er ist abwechslungsreich und belohnt am Ende mit einem fantastischen Ausblick. Zwei längere Wanderwege können wir nicht laufen, wegen einer möglichen Begegnung mit Bären. Bei dem einen steht gleich zu Beginn des Weges eine schrillgelbe, große Warntafel mit der Aufschrift: „Achtung, Bär in der Umgebung!“ Mit drei kleinen Kindern, von denen eines in der Rucksacktrage sitzt und wir das Zweite meist Huckepack nehmen, wagen wir es nicht.
In den Nationalparks sind Waffen grundsätzlich verboten. Permits zur Jagd lassen sich zum Teil erwerben. Viele Kanadier wandern daher in Regionen, in denen es Bären gibt, nicht ohne ihr Gewehr und meiden Nationalparks. Das ist besonders im Westen Kanadas der Fall. Sie halten europäische Touristen, die hungrig nach Wildlife sind, für verrückt. Sie schütteln den Kopf und ärgern sich über solche, die noch das Leben ihrer Kinder gefährden.
Bei einem anderen Trail laufen wir guten Mutes los und sehen nach einer halben Stunde Kratzspuren eines Bären. Direkt am Wegesrand steht ein Baum, dessen Rinde herab klafft. Da uns bisher keine Menschenseele begegnete, warnte uns vielleicht allein aus diesem Grund kein Schild. Uns ist die Wanderung verdorben und wir kehren sicherheitshalber um. Die Kinder finden die Bärenspuren toll und wären am liebsten einem begegnet. Sie waren schon enttäuscht, dass sie ihren „Pommes-Bär“ vom letzten Jahr nicht wieder trafen! Dieser Braunbär liebte Fritten und lungerte immer in der Nähe eines Kiosks herum. Als wir Pommes bestellten, erhielten wir eine Warnung, nie mit Essen im Kouchibouguac Nationalpark herumzulaufen. Wir dachten, das wäre ein Märchen, bis wir den „Pommes-Bär“ mit eigenen Augen sahen, rund 75 Meter entfernt… Sehr zur Freude der Kinder! Ich dagegen bin froh, dass er weit weg geflogen wurde!
Neil’s Habour ist ein kleines Fischerdorf, das uns sehr gefällt. Es watet mit einem Holzleuchtturm auf und verfügt über ein gutes Fischrestaurant, auf einer Felsnase gelegen, mit phantastischem Blick auf’s Meer. Der Hafen mit seinen Boten ist etwas heruntergekommen, dafür mutet er malerisch an und ist authentisch. Herrlich unkompliziert, selbst mit unseren drei Rackern, ist das Café „bean barn“ in Ingonish. Es stellt alles selbst her. Alternatives Personal bedient uns. Wir gönnen uns dort täglich ein Frühstück.
Zu Beginn sind die Nächte sehr frisch. Wir sind nur mit leichten Sommerschlafsäcken ausgerüstet und erkälten uns promt. Die Kinder sind trotzdem motiviert. Mit Luftmatratzen bewaffnet, nächtigen wir sehr bequem. Später, als die Nächte weiter südlich heiß werden, schlafen wir nur mit Moskitozelt und somit unter freiem Himmel. Wir sehen die Sterne, hören Grillen und früh morgens die Vögel. Der Wind streichelt unsere Haut, es riecht nach salziger Meeresluft. Einer unserer Zeltplätze liegt traumhaft, mitten auf einem Felsvorsprung, direkt am Meer. Da immer ein Wind weht, belästigen uns keine Mücken und wir brauchen nicht mal das Insektennetz. Die Sonne geht direkt vor unserer Nase unter und der Himmel färbt sich orange, pink und violett. Duzende Camper pilgern mit ihren Klappstühlen zu unserem Platz und bauen sie an dessen Rand auf. Rund 50 Leute halten ihre Telefone, Pads oder Kameras in die Luft und geben entzückte Ausrufe von sich. Eigentlich ist das allabendliche Spektakel noch sehenswerter, als die Sonnenuntergänge selbst. Wir haben unseren Spaß bei einem Glas Wein und den besten Ausguck dazu.
Am Lagerfeuer lerne ich, dass eines überall auf der Welt gleich ist: „Wenn du Kinder bekommst, trittst du einem Club bei. Er ist nicht besonders exklusiv, aber du trittst ihm bei, ob du willst oder nicht! Wer nicht Mitglied ist, kann kaum nachzuvollziehen, wie es ist! Was du leistest, wie wichtig es dir ist. Wie anstrengend es ist. Wie glücklich es macht. Wie verzweifelt du sein kannst und wie unendlich reich du bist. Durch diese grenzenlose Liebe…“, sagt mir ein Amerikaner, nach dem x-ten gemeinsamen Bier – „Cheers!“